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  • Therapiekontrolle anhand des Anti-PLA2R-Titers

Prädiktiver Wert des Antikörpertiters

Anti-PLA2R-Autoantikörper können wichtige Informationen zur klinischen Aktivität der MN liefern. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Verlauf der Krankheit und auch der Erfolg einer Therapie in Patienten mit pMN durch eine Überwachung des Anti-PLA2R-Antikörpertiters beurteilt werden können.

So wiesen Patienten mit einem akuten nephrotischen Syndrom (hohe Proteinurie) hohe Anti-PLA2R-Titer auf, im Fall einer spontanen oder durch Behandlung erzielten Remission (niedrige Proteinurie) sanken die Titer hingegen bis unter die Nachweisgrenze. Bei Patienten mit anfänglich hohen Titern trat eine spontane Remission deutlich seltener auf als bei Patienten mit niedrigen Titern. Zudem ging ein erneuter Ausbruch der pMN mit einem Anstieg des Antikörperlevels einher. Die Autoren folgerten aus diesen Beobachtungen, dass das Antikörperlevel auch die Schwere der pMN widerspiegelt.1,2

Auch zur Therapieüberwachung ist der Anti-PLA2R-Titer von Nutzen: In Patienten, die erfolgreich auf eine immunsuppressive Therapie ansprechen, nimmt er ab. Bei einem erneuten Ausbruch der Krankheit steigt der Antikörperspiegel wieder an.3,4 Zudem wurde ein hoher Anti-PLA2R-Titer als Risikofaktor für Patienten identifiziert, keine Remission der Proteinurie durch die Behandlung zu erreichen.4

Die Studie von Beck et al. zeigte darüber hinaus, dass die unmittelbare immunologische Antwort auf eine Therapie deutlich stärker ausfällt als die klinische Reaktion. So sanken die Titer der Anti-PLA2R-Autoantikörper in Patienten, die auf eine immunsuppressive Therapie ansprachen, Monate vor der Reduktion der Proteinurie.3 Zu dem gleichen Ergebnis kamen auch Hoxha et al.: Sie fanden in den untersuchten Patienten eine Reduktion des Anti-PLA2R-Titers um 81 % innerhalb von 3 Monaten nach Beginn der immunsuppressiven Therapie. Die Proteinurie sank zeitgleich um etwa 39 %.4

Doch trotz des offensichtlichen Zusammenhangs sollte der Anti-PLA2R-Titer als immunologischer Marker differenziert von der Proteinurie betrachtet werden, die als klinischer Marker fungiert. Aufgrund der Chronologie der Ereignisse in der bislang beschriebenen pMN-Pathogenese ist anzunehmen, dass die Marker im Krankheitsverlauf zwar ähnlich, aber zeitlich versetzt reagieren.5

Abgeänderte Abbildung aus: Francis et al., Am J Kidney Dis 68, 138-47 (2016)
Abgeänderte Abbildung aus: Francis et al., Am J Kidney Dis 68, 138-47 (2016)

Bei etwa 40 % der Patienten mit pMN tritt die Erkrankung nach einer Nierentransplantation wieder auf.6 Das Risiko einer Rekurrenz ist dabei besonders hoch, wenn Anti-PLA2R-Autoantikörper dauerhaft über sechs Monate nach der Organtransplantation gefunden werden.7 So hilft der Titer im Rahmen einer Risikoabschätzung, die Notwendigkeit und Intensität einer immunsuppressiven Therapie nach einer Nierentransplantation zu beurteilen, um damit einen Rückfall der Erkrankung zu verhindern.

FAZIT: In jedem Fall wird es empfohlen, den Anti-PLA2R-Titer parallel zum klinischen Indikator während der medizinischen Behandlung eines Patienten mit pMN zu überwachen.8, 9 Zusätzlich zur Bedeutung der Antikörper für die Diagnose der Nierenerkrankung kann der Titer weitere wichtige Informationen zum Krankheitsstadium und dem unmittelbaren Erfolg einer Therapie liefern. Einige Erkenntnisse deuten zudem darauf hin, dass sich der Anti-PLA2R-Titer auch als prädiktiver Marker eignet und Einschätzungen zum Ausgang der MN, zu notwendigen therapeutischen Maßnahmen und zum Risiko eines erneuten Ausbruchs der Krankheit nach einer Nierentransplantation erlaubt.